resolutionmini
 
Biographies de neurologues
 
Nouvelle Iconographie de La Salpêtrière
 
 L'histoire des neurosciences à La Pitié et à La Salpêtrière J Poirier
The history of neurosciences at La Pitié and La Salpêtrière J Poirier 
 
 
 

mise à jour du
30 septembre 2007
Zeitschrift für die Gesamte Neurologie und Psychiatrie 1921;72:161-174
Über das Gähnen
Lewy Ernest
Berlin-Neukölln
1921

logo

Tous les articles en allemand sur le bâillement
 
Ein Phänomen, das in der gesamten medizinischen Literatur bisher sher stiefmütterlich behandelt wurde, ist das Gähnen. Es sind darüber zufällige spärliche Angaben zu finden. Eine Zusammenfassung dessen, was bisher darüber bekannt war, mid dessen, was man aus den wenigen bekannten Daten nach heutigen Anschauungen erschlieBen kann, scheint bei der Dunkelheit, die gerade dieses kleine Problem umgibt, von einigem Interesse zu sein.
 
Bei genauer Betrachtung wird sich zeigen, daB eine Besprechung des Gähnens sich von der eines ihm verwandten Phänomens, dem Sichstrecken, nicht getrennt werden darf. Die sehr spärlichen Angaben der Literatur konnten nur einen Teil der Grundlagen fur die folgenden Erwägungen liefern.
 
Phylogenetisch betrachtet, findet man das Gähnen sicher herab
bis zu den Hunden und Katzen, vielleicht sogar bis zu den Vögeln oder gar Amphibien. Jedenfalls kann man bei diesen ähnliche Schnabelwegungen beobachten. Schildkröten und Krokodile öffnen - auch Krötn - ihr Maul weit, ohne die Schnappbewegung auszuführen. Das dem Gähnen, wie schon gesagt, nahverwandte Sichstrecken ist sicher noch bei den Vogeln und den Amphibien anzutreffen.
 
Ontogenetisch betrachtet, sieht man das Gähnen schon beim Neugeborenen auftreten, wo es sicher schon am 5ten Tage beobachtet worden ist.
 
Die für die Ausloösung des Gähnens anseheinend bedeutsamen Gelegenheiten decken sich bei den Tieren mit denen des Sichstreekens beim Menschen sind die Gelegenheiten, bei denen das Gähnen auftritt, folgende:
 
I. Gewisse körperliche Zustände, und zwar
a)physiologischerweise
1. körperliche Ermüdung,
2. Zustand nach dem Erwachen
3. der Hungerzustand (bei bestinimter Disposition);
b) unter pathologischen Verhältnissen, und zwar
1. organische Läsionen des Zentralnervensystems (Apoploxien, Epilepsie, Läsionen des Kleinhirns),
2. organisehe Erkrankungen, die das Cerebrum nur funktioneil alterieren (Anämie, Kachexien, Zirkulationsstörungen des Gehirns).
 
II. Gewisse psychische Zustände, und zwar
a) endogene Auslösung
1. physiologischerweise
a) Gefühl der Schläfrigkeit und Müdigkeit,
b) Gefühl der Langweile,
c) im Zustande gespannter Erwartung (besondere Disposition?).
2. pathologischerweise ais Symptom bei Psychopathen, Hysterischen;
b) exogene Auslösung,
1. suggeriert,
2. unwillkürlich nachgeahmt.
III. Willkurlich ausgeführt.
Zunächst sei auf die physiologisehen Verhältnisse eingegangen. Von den Physiologen wird das Gähnen folgendermaBen beschrieben: Es ist ein langgezogenes, tiefes, unter sukzessiver Aufbietung zahlreicher Inspiratoren erfolgendes Einatmen bei weitgeöffnetem Munde sowie offenem Gaumentor und Glottis. Die Exspiration ist kürzer, beide oft von langgezogener, gedehnter charakteristischer LautäuBerung begleitet, auch von allgemeinem Strecken und Recken. Es entsteht unwillkürlich, erregt durch Schläfrigkeit und Langweile, doch ist es auch willkürlich nachzuahmen(Landois-Rosemann). Das ist die eingehendste Schilderung, die mir bekannt ist. Hier also ist auch schon auf die nahe Beziehung zum Sichstrecken hingewiesen. Doch ist zur Ergänzung m. E. noch folgendes hinzuzufügen. Die Kieferöffnung ist ein tonischer Krampf. Ein besonders kräftiges Gähnen kann von leichter Tränensekretion begleitet sein.
 
Die ungestörte Ablauf des Gähnaktes ist von einem gewissen allgemeinen Lustgefühl, seine Unterdrückeung oder Unterbrechung von einem Gefühl der Unlust begleitet.
 
Das Gäbnen ist, sowie es ohne Zutun des Willens entsteht, auch nur unvollkomnen und mit Anstrengung, manchmal überhaupt nicht, willkürlich zu unterdrücken kann aber von der Psyche aus auch ohne Eingreifen des Willens plötzlich coupiert werden, z. B. bei Schreck. Die Willkürinnervation der beteiligten Muskeln ist während des Gähnens (dgl. beim Sichstrecken) deutlich behindert. (Es kann erwähnt werden, daB das Gähnen bei wohlerzogenen Menschen mit einem Bedingungsreflex verknüpft ist, nämlich mit dem Vorhalten einer Hand vor den weitgeoffneten Mund.) .......