Bei der Langeweile kommt uns nach einer
Definition von Hoche der langsame Ablauf der
Zeit in peinlicher Weise zum BewuBtsein.
Das ist der Fall, wenn das Gehirn die
einwirkenden Reize gar nicht oder nicht
ausreichend apperceptiv verwertet, sondern sie
nur der Zeit nach registriert. Das tritt ein bei
ungenügenden Reizen oder bei
Gehirnfunktionsstörungen, also z. B. auBer
bei Müdigkeit auch bei Hunger, im eginn von
lnfektionskrankheiten, bei Hirnerkrankungen
usw.
Bei untätiger Hirnrinde kommt es zu
einer verminderten Tätigkeit des
Körpers, zu einer Herabsetzung des
Muskeltonus, Verminderung des Stoffwechsels usw.
Dagegen wehrt sich der Organimus durch das
Gähnen, das nach vergleichenden
Beobachtungen an verschiedenen Tieren als ein
Recken des gauzen Körpers aufzufassen ist,
das beim Menschen auf den Brustkorb und das
Gesicht beschränkt bleibt.
Das Gähnen entsteht nicht aus dem
Bedürfnis einer vermehrten Atmung. Denn
nach dem Gähnakt tritt ein Zustand der
Apnoe auf, wodurch das zugefürhrte Mehr an
Sauestoff wieder ausgeglichen wird. Das
Gähnen kann auBer durch verminderte
Tätigkeit der GroBhirnrinde auch durch
Rinderreizung ausgelöst werden, z. B. bei
Meningitis, Paralyse, Epilepsie.
Der Gähnvorgang ist von den Physiologen
bisher nur ganz laienhaft behandelt worden. Was
haben die köperlichen, das Gähnen
bedingenden Zustände, wie Müdigkeit,
Hunger usw., Gemeinsames mit der Langeweile
?
Langeweile ist der Zustand in dem uns der
langsame Ablauf der Zeit in peinlicher Weise zum
Bewusstsein kommt. Es wird der Vorgang des
Ablaufs der Zeit an der Hand der Unterschieds
definition zwischen objecktiver und subjectiver
Zeit erörtert, wobei besonders auf die
psychischen Vorgänge als wirksames Prinzip
der subjektiven Zeit hingewiesen wird. Unser
Weltbild ist ein Produkt des Zeit-ablaufs an
uns. Der langsame Ablauf der Zeit kommt uns zum
Bewusstsein, wenn das Gehirn die ihm gebotenen
Reize nicht oder nicht genügend apperzetive
verwertet, sondern sie nur chronologisch
registriert.
Das kann bedingt sein durche
ungenügende Reize oder durch
Funktionbeeinträchtigung des Gehirns. Es
werden die je nach dem Alter und der psychischen
Struktur schon innerhalb der Breite des Normalen
verschiedenen Modalitäten des Auftretens
von Langweile besprochen.
Wie hier durch das Fehlen adäquater
Reize die apperzeptive Untätigkeit des
Grosshirns und damit Langeweile und Gähnen
hervorgerufen werden, so dort das Gähnen
durch Lahmlegung des Grosshirns infolge seiner
normalen oder pathologischen
Beeinträchtigung (Müdigkeit, Hunger,
HirnKrankheiten). Beide Zustande bedingen
Herabsetzung des Muskeltonus, des Stoffwechsels
und der Zirkulation und damit Gähnen, womit
sich der Organismus gegen diese ungünstige
Beeinflussung wehrt. Gähnen ist ein auf
Thorax, Pharynx, Larynx und Gesicht reduziertes
Recken. Bei säugetieren und zwar gerade bei
den Höhren, erstreckt sich das Recken auf
den ganzen Körper.
Ob Vögel, Reptilien und Amphibien
gähnen und sich (reflektorisch) reckern,
scheint zweifelhaft. Hierin, sieht Vortragender
eine weitere Stütze seiner Theorie
über die Abhängigkeit des Gähnens
von der Grosshinrinde, da die somatischen
Voraussetzungen des Gähnens ja bei allen
tieren gegeben sind. Säuglinge gähnen
(und recken sich gleichzeitig) schon im Alter
von 4 Wochen. Die tiefe inspiration ist nicht
Zweck des Gähnens, entspringt nicht einem
O-Bedürfnis des Köpers, sondern ist
nur sekundäre Folge der Thoraxreckung.
Beim Gähnen im Beginn von
InfektionsKrankheiten, bei Entbluteten, bei
Hirndruck, ist immer wieder der gleiche
mirurindenzustand gegeben. Das Gähnen bei
Meiningitis, Paralyse, in der epileptischen Aura
ist das dagegen wom mirnrindefereizungsymptom.
Der Gähnkrampt bei Hysterie erklärt
sich durch die erleichterte Umsetzung von
Vorstellungen in körperliche Erscheinungen.
Die prognostische bedeutung des Gähnens
wird verschieden bewertet. Die leichte
Auslösbarkeit auf psychischem Wege teht es
mit anderem vegetativen Funktionen, z.B. dem
Magensaftluss bei Vorstellung oder dem Anblick
leckerer Speisen.